• Das Steinhaus Bunderhee. (Foto: Ines Reese/Ostfriesische Landschaft)

Steinhaus Bunderhee

Eine Station auf der Video-Reise durch Ostfriesland
Das Steinhaus und der Hof Tammen im Luftbild. (Foto: Ines Reese/Ostfriesische Landschaft)
Das Steinhaus und der Hof Tammen im Luftbild. (Foto: Ines Reese/Ostfriesische Landschaft)

Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler das Steinhaus Bunderhee vor.

Es liegt etwa 2 km nördlich von Bunde und ist eines der ältesten Steinhäuser in Ostfriesland. Es ist das einzige, das fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist.

In Friesland entstanden im frühen Mittelalter genossenschaftlich organisierte Landesgemeinden, die gemeinsam den Deichbau und die Entwässerung organisierten. Die Friesen waren keinem Landesherrn, sondern nur dem König untertan und nicht heerespflichtig. Ihren Landesgemeinden standen gewählte Konsuln vor. Diese Landesgemeinden drückten ihren Wohlstand bereits im 12. und 13. Jahrhundert z. B. durch den Bau großer Kirchen aus. In Ostfriesland findet man deshalb auch in kleinen Dörfern sehr viele frühe Kirchen aus Backsteinen, die hier seit dem 13. Jahrhundert hergestellt worden sind, denn Natursteine gibt es in Ostfriesland nur in sehr geringem Maße. Die frühe Form ist das sogenannte „Klosterformat“, große (31 x 15 x 9 cm), handgeformte Backsteine. Ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts traten schließlich einzelne Familien in den Vordergrund und bauten ihre persönlichen Machtbereiche aus. So lösten die sogenannten Häuptlinge die Konsuln ab. Als Ausdruck ihrer Macht haben die Häuptlingsfamilien Steinhäuser als wehrhafte Bauten errichtet.

Heute besteht das Steinhaus Bunderhee aus zwei Bauteilen: einem dreistöckigen, mittelalterlichen Steinturm aus dem 14. Jahrhundert und einem barocken Anbau des 17. Jahrhunderts. Solche Steintürme sind vom niederländischen Ijsselmeer bis an die Unterweser verbreitet. Bisher konnten mehr als 500 Steinhäuser auf der ostfriesischen Halbinsel nachgewiesen werden. Nur wenige haben sich allerdings bis in die Gegenwart erhalten.

Das Steinhaus Bunderhee war einmal von einem Wassergraben umgeben. Bis in die Neuzeit gab es einen direkten, vielleicht sogar schiffbaren Zugang zum Dollart, der im frühen 16. Jahrhundert bei einer Sturmflut entstanden ist. Der Turm wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Schutz- und Speicherbau errichtet. Er diente in erster Linie als feuersicherer, aber auch sturmflutsicherer Schutzbau und Speicher für wertvolles Gut. Dazu gehörte Getreide als Saatgut für das kommende Jahr, aber auch andere Wertgegenstände wie Urkunden oder Kleidung.

Szenenbild der Aufnahmen am Steinhaus. (Foto: Sebastian Schatz/Ostfriesische Landschaft)
Szenenbild der Aufnahmen am Steinhaus. (Foto: Sebastian Schatz/Ostfriesische Landschaft)

Im Grundriss ist der Turm ungefähr 7 x 11 m groß. Seine mittlere Mauerstärke beträgt mehr als einen Meter. Innen ist die zweischalig aufgebaute Mauer mit Ziegelbruch und Mörtel verfüllt. Zunächst waren die Fenster ausschließlich schmale Licht-, weniger Schießscharten. Größere Fenster wurden erst Mitte des 16. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergänzt. Auch die Dachform war ursprünglich eine andere. Das Dach war eingerückt und hatte einen rundumlaufenden Wehrgang. Der Eingang zum Turm lag ursprünglich in etwa 3 m Höhe auf der Westseite. Im Inneren ist der Turm im 16. Jahrhundert wohnlicher gestaltet worden, mit einem bequemeren Zugang, größeren Fenstern und Kaminen. Offensichtlich hatte er seine Funktion als Speicher und Wehrturm verloren und diente nun zu Wohnzwecken.

In unmittelbarer Nähe des Steinhauses liegt der Gulfhof Tammen mit seinem großen Landschaftsgarten. Dieses von reichen Marschbauern im frühen 20. Jahrhundert geschaffene Ensemble kommt dem Steinhaus in gewisser Weise gleich: Repräsentation des eigenen Wohlstandes, aber sechshundert Jahre später.

 

Adresse: Steinhausstraße 64, 26831 Bunde

 

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