• Der Plytenberg, wie er sich heute dem Besucher zeigt. (Foto: Andreas Hüser)

Der Plytenberg

Eine Station auf der Video-Reise durch Ostfriesland

Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler den Plytenberg vor.

Abb. 1: Im Jahr 1870 zeichnete Gottlieb Kistenmacher den Plytenberg. Die Originalzeichungen befinden sich im Heimatmuseum Leer. (Foto: Norbert Schultz)
Abb. 1: Im Jahr 1870 zeichnete Gottlieb Kistenmacher den Plytenberg. Die Originalzeichnungen befinden sich im Heimatmuseum Leer. (Foto: Norbert Schultz)
Abb. 2: Gottlieb Kistenmacher hatte im Jahr 1867 noch eine freie Sicht auf die Ems. (Foto: Norbert Schultz)
Abb. 2: Gottlieb Kistenmacher hatte im Jahr 1867 noch eine freie Sicht auf die Ems. (Foto: Norbert Schultz)

Der Plytenberg in Leer ist ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches archäologisches Denkmal. Denn er ist zunächst einmal kein Berg, sondern ein Sandhügel von etwa neun Metern Höhe mit einer Grundfläche von 62 x 56 Metern. Früher wurde vermutet, es handele sich um das Grab eines alten Wikingerhäuptlings oder um ein Seezeichen. Untersuchungen aus den 1990er-Jahren haben aber beides widerlegt.

Um zu verstehen, wofür der Plytenberg gedient hat, muss man sich erst einmal einiges in der Umgebung wegdenken. Heute stehen hier im Süden und Osten die Berufsbildenden Schulen. Im Norden grenzen Siedlungen an, und vor der Ems im Westen steht das Industriegebiet „Großer Stein“ im Westerhammrich. Schaut man sich aber alte Karten und Darstellungen des Plytenbergs an, dann waren hier nur Wiesen, ein Deich und sonst nichts (Abb. 1). Früher stand der Plytenberg also in einer weithin offenen Landschaft. Was mag damals die Funktion dieses imposanten Hügels gewesen sein? Immerhin wurden hier geschätzt etwa 10.000 Kubikmeter Material angehäuft. Die bekannten Überlegungen reichen von einem Grabhügel über ein Heiligtum bis hin zu einer Kult- oder Richtstätte. Auch Gerichtsplatz, Marktplatz und Burgstelle wurden schon angeführt.

Alle Hinweise deuten auf eine Entstehung im 15. Jahrhundert hin, also zeitgleich mit dem Ausbau der Festung Leerort am Zusammenfluss von Leda und Ems. Von der ansonsten strategisch sehr günstig gelegenen Festung Leerort aus konnte man die Ems allerdings nicht nach Norden überblicken, weil der Fluss bei Bingumer Sand eine Biegung nach Westen macht. Vom Plytenberg ging das aber hervorragend. Von hier aus hatte man früher eine vorzügliche Sicht auf die Ems nach Westen und auf die Festung Leerort im Süden. Also mag die Errichtung des Plytenberges in Zusammenhang mit den Sicherungsmaßnahmen der Hanse an der unteren Ems stehen, in deren Zuge auch die Festung Leerort entstanden ist. Von hier aus ließen sich nahende Boote, welche die Ems herauffuhren, frühzeitig erkennen und der Besatzung in Leerort melden. Dafür war der Plytenberg mit einer alten Deichlinie verbunden, die auch als Heerweg genutzt werden konnte (Abb. 2).

Aus heutiger Sicht drängt sich die Frage auf: Wäre es nicht viel einfacher gewesen, an der Stelle einen Aussichtsturm aus Holz zu errichten? Sicherlich, aber der hätte dann auch gewartet und immer wieder repariert werden müssen. Dagegen hat sich der Berg im wahrsten Sinne des Wortes als sehr nachhaltig erwiesen. Und die für die Aufschichtung nötige Arbeitskraft war damals nicht teuer.

So stellt der Plytenberg heute ein Kuriosum in der Leeraner Innenstadt dar. Zudem steht er Ostern im Mittelpunkt eines ostfriesischen Brauches, des „Eiertrüllens“. Dann werden Ostereier den Hügel hinabgekullert. Dabei sollen sie unversehrt bleiben und möglichst weit rollen.

 

 

 

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