• Die Dieler Hauptschanze im Luftbild. (Foto: Heiner Unkel, Leer)

Die Dieler Schanzen

Eine Station auf der Video-Reise durch Ostfriesland

Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler die Dieler Schanzen vor.

Abb. 1: Darstellung der Dieler Schanze von Henricus Friesenborgh aus dem Jahr 1752.(Niedersächsisches Landesarchiv-Abteilung Aurich Rep. 244 A 01885)
Abb. 1: Darstellung der Dieler Schanze von Henricus Friesenborgh aus dem Jahr 1752.(Niedersächsisches Landesarchiv-Abteilung Aurich Rep. 244 A 01885)

In der Nähe der kleinen Ortschaft Diele am südlichen Rand Ostfrieslands standen in der frühen Neuzeit mehrere kleine Festungen, die sogenannten Dieler Schanzen (Abb. 1). Zwischen dem Moor im Westen und der Ems im Osten gab es hier eine Engstelle, durch die ein wichtiger Heer- und Handelsweg zwischen dem katholischen Münsterland im Süden und dem protestantischen Ostfriesland im Norden verlief. Die Ostfriesische Landschaft hat zwischen 2010 und 2013 an den Schanzen Ausgrabungen durchgeführt.

Die Dieler Schanzen bestanden aus mehreren Festungen, Wällen und Gräben. Der gesamte Komplex wurde wohl schon im 14. Jahrhundert errichtet und im späten 16. Jahrhundert stark ausgebaut. Die Hauptschanze bildet der sogenannte Jemgumer Zwinger, der mit einem doppelten, etwa drei bis vier Meter hohen Erdwall und zwei ringförmig vorgelagerten, etwa 16 m breiten Wassergräben umgeben war. Er verfügte über vier Eckbastionen, auf denen Geschütze standen, und war über zwei Klappbrücken von der Ostseite zugänglich. Der innere Teil der Schanze war zudem mit einer Mauer umgeben, die an vier Ecken von Türmen begrenzt wurde. Zum Verteidigungskonzept gehörten zudem zwei Schleusen, mit denen das umliegende Land gezielt überflutet werden konnte. Außerdem gab es noch eine zweite, kleinere Schanze, das sogennante Hakelwerk, und als Redouten bezeichnete Feldschanzen, die so seltsame Namen hatten wie Kiek in de Ems, Kiek in de Bosch, Bratpan, Sieh dich vor sowie die Kleine Dieler Schanze. Insgesamt sollen die Festungen für bis zu 400 Mann Besatzung Platz geboten haben.

Eine wichtige strategische Rolle spielten die Dieler Schanzen im 80-jährigen bzw. 30-jährigen Krieg, also im Zeitraum von 1568 bis 1648. Damals wurden die Festungen zeitweise von niederländischen, hessischen, kaiserlichen und münsterschen Truppen besetzt und auch umgebaut. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges waren die Schanzen noch mehrfach Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen dem Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen und den niederländischen Generalstaaten, die mit dem protestantischen Ostfriesland verbündet waren. Bernhard von Galen hatte eine Vorliebe für den Einsatz von Mörsergeschützen, weshalb er in den Niederlanden den Spitznamen „Bomben Bernd“ erhielt. Bei einer dieser Auseinandersetzungen im Jahr 1672 wurden die Dieler Schanzen von den münsterschen Truppen eingenommen und danach vollständig zerstört und nicht mehr aufgebaut. Noch heute sind im Gelände allerdings leichte Erhebungen der Schanzen erkennbar. Die ehemaligen Wassergräben sind mittlerweile zwar teils völlig eingeebnet. Man erkennt sie an manchen Stellen aber noch immer am dort unterschiedlichen Bewuchs, und auch auf Luftbildern sind die Verläufe der Wassergräben teilweise noch gut nachzuvollziehen.

Im Heimatmuseum Rheiderland in Weener sind zahlreiche Funde aus dem Alltagsleben der Schanzenbesatzung ausgestellt, wie Geschirr, Gläser und Tonpfeifen. Aber auch zahlreiche Waffen- und Munitionsfunde sind hier zu sehen. Darunter ist auch eine von Bernhards Bombarden, die in einen der Wassergräben gefallen und nicht explodiert ist (Abb. 2).

Abb. 2: Mörsergeschoss mit erhaltenem Holzpflock aus dem inneren Wassergraben der Dieler Hauptschanze. (Foto: Christina Kohnen)
Abb. 2: Mörsergeschoss mit erhaltenem Holzpflock aus dem inneren Wassergraben der Dieler Hauptschanze. (Foto: Christina Kohnen)

 

 

 

 

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