• Die St. Bartholomäuskirche zu Dornum. (Foto: Diplomfotograf Lothar Sprenger, Dresden)

Die Gruft der Herrlichkeiten zu Dornum

Eine Station auf der Video-Reise durch Ostfriesland

Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler die Gruft der Herrlichkeiten zu Dornum vor.

Abb. 1: Die Gruft zeigt sich heute wieder in einem würdigen Zustand. (Foto: Diplomfotograf Lothar Sprenger, Dresden)
Abb. 1: Die Gruft zeigt sich heute wieder in einem würdigen Zustand. (Foto: Diplomfotograf Lothar Sprenger, Dresden)

Die Gruft unter der St. Bartholomäuskirche in Dornum war seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Grablege der Familien von Closter und von Danckelmann. Sie lebten in der Norderburg, dem heutigen Schloss Dornum.

Abb. 2: Der Sarg der Otilia Dorothea von Closter. (Foto: Diplomfotograf Lothar Sprenger, Dresden)
Abb. 2: Der Sarg der Otilia Dorothea von Closter. (Foto: Diplomfotograf Lothar Sprenger, Dresden)

Während des Zweiten Weltkriegs sind die Särge ausgelagert und danach zurücktransportiert worden. Dies hatte zur Folge, dass nur noch drei Särge komplett erhalten waren. Die anderen waren in ihre Bestandteile zerlegt, die Gebeine nicht mehr in ihrer natürlichen Ordnung. Durch das Verschließen der Lüftungsöffnungen war es in der Gruft außerdem zu starker Schimmelbildung gekommen. Geändert hat sich das erst 2013: Im Rahmen des INTERREG IV geförderten und von der Ems-Dollart-Region begleiteten Projektes „Land der Entdeckungen“ konnte die „Gruft der Herrlichkeiten“ zu Dornum untersucht und gesichert werden (Abb. 1).

Zunächst erfolgten eine interdisziplinäre wissenschaftliche Dokumentation und Untersuchungen aus den Bereichen Archäologie, Kunstgeschichte und Anthropologie. Dann wurden die Särge konserviert und die Bestattungen wieder zurückgeführt. Schließlich wurden auch die Wände in der Gruft wiederhergestellt. Nach der Rückführung der Särge und einer pietätvollen Rückbestattung hat die Gruft ihre Würde zurückerhalten. Besucher können vom Vorraum in die Gruft schauen, diese jedoch nicht betreten.

Acht der Särge konnten wieder zusammengefügt werden. Es konnten jedoch 28 Individuen unterschieden werden, und aus mündlichen Überlieferungen ist bekannt, dass früher wohl zwölf Särge in der Gruft standen. Die Särge sind vom Corpus her typisch barocke Dachtruhensärge, unprofiliert, mit senkrechtem Kopf- und Fußhaupt. Lediglich die Wangen sind jeweils konisch ausgeführt, so dass ein sechseckiger Querschnitt entsteht. Diese Bauform war vor allem im 17. und 18. Jahrhundert verbreitet. Von den anderen, zerstörten Särgen sind noch 37 einzelne, z. T. sehr aufwendig bemalte Hölzer erhalten. Anhand der Sarginschriften konnten sieben Personen eindeutig identifiziert werden. Von den acht restaurierten Särgen sind zwei schlicht und unverziert. Vier sind mit aufwendigen Bemalungen und aufgemalten Inschriften versehen. Zudem gibt es noch zwei Kindersärge. Der Kindersarg von Eberhardine Juliana Louisa von Closter zum Beispiel ist mit Inschriften und dem Wappen derer von Closter bemalt. Die Inschriften und Verzierungen des zweiten Kindersarges, dem von Otilia Dorothea von Closter, bestehen aus eingeschlagenen Linsenkopfnägeln (Abb. 2).

Die reiche Ausstattung der Kirche selbst wurde zum großen Teil um 1700 von Haro Joachim von Closter, dem Schlossherrn auf der Norderburg, gestiftet. Hierzu gehört etwa der im Jahr 1683 geschaffene Altaraufsatz mit einer Darstellung der Abendmahlsszene, der Kreuzigung und der Auferstehung. Das Familienwappen der von Closter bildet den krönenden Abschluss. Auch die Barockkanzel und die Orgel von 1711 gehen auf Haro Joachim von Closter zurück.

 

 

 

 

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