• Die Festung Leerort am Zusammenfluss von Ems und Leda. (Foto: A. Hüser 2012)

Festung Leerort

Eine Station auf der Video-Reise durch Ostfriesland

Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler die Festung Leerort vor.

Abb. 1: Ein aus "Geeltjes" verlegter Weg im Weißen Zwinger der Festung Leerort. (Foto: Andreas Hüser)
Abb. 1: Ein aus „Geeltjes“ verlegter Weg im Weißen Zwinger der Festung Leerort. (Foto: Andreas Hüser)

Auf einer Landzunge am Zusammenfluss von Leda und Ems, unweit der Stadt Leer, stand einmal die imposante Festung Leerort. Sie wurde im 15. Jahrhundert durch die Hansestadt Hamburg zunächst als eine Art Blockhaus errichtet. Die Festung sollte verhindern, dass Piraten die Schiffe der Hanse überfallen.

Abb. 2: Vom gehobenen Lebensstil auf der Festung zeugen Reste prachtvoller Trinkgläser. (Foto: Christina Kohnen)
Abb. 2: Vom gehobenen Lebensstil auf der Festung zeugen Reste prachtvoller Trinkgläser. (Foto: Christina Kohnen)

Seit 1496 war die Festung Leerort eine Residenz des ostfriesischen Grafenhauses und Sitz des ehemaligen Amtes Leer. Im Wesentlichen war es dann der ostfriesische Graf Enno II, der die Festung um 1530 zu einer stattlichen Schlossanlage mit einer in frühneuzeitlicher Manier angelegten Befestigung aus Wassergraben und Bastionen anlegen und ausbauen ließ. 1611 wurde eine Garnison der für Ostfriesland zu dem Zeitpunkt tonangebenden Niederländer in dem Bollwerk einquartiert. In der darauffolgenden Zeit verfiel die Festung. 1744 ging die Anlage an Preußen über und wurde – wie so viele andere ostfriesische Burgen nach dem Ende des ostfriesischen Fürstenhauses – auf Abbruch verkauft.

Bis auf einen Wassergraben und einige Wälle ist von der Festung heute kaum noch etwas zu sehen. Doch hier half die archäologische Forschung: 2011 hat die Ostfriesische Landschaft in dem von der EU geförderten Projekt „Grenzland Festungsland“ archäologische Untersuchungen auf dem „Weißen Zwinger“ durchgeführt. Das war eine der drei Bastionen, die die Festung zur Landseite hin absicherten.

Ein kleiner Grabungsschnitt konnte den einstigen Verlauf der Brustwehr nachweisen, die in Leerort aus einer wallartigen Erdaufschüttung bestand. Hinter ihr befand sich ein mit „Geeltjes“, aus den Niederlanden stammende gelbe Pflastersteine, gepflasterter, etwa ein Meter breiter Weg (Abb. 1). Mit einer 20 cm dicken Schicht aus Muschelschalen ist der Weg später instandgesetzt worden.

Geschichtlich spielte die Festung 1514 eine besondere Rolle. Der ostfriesische Reichsgraf Edzard versuchte damals, seinen Herrschaftsbereich auf die Provinz Groningen auszudehnen. Groningen gehörte zu der Zeit allerdings zum Einflussbereich Herzog Georgs von Sachsen. Daraufhin kam es zu einem Krieg zwischen dem Ostfriesen und dem Herzog von Sachsen und seinem Verbündeten Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel. Diese zogen mit 20.000 Soldaten gegen Ostfriesland und belagerten die Festung Leerort. Dort verteidigten nur wenige Bauern und Soldaten die Festung, die aber nicht kapitulieren wollten. Kurz vor dem Sturmangriff auf die Festung gelang es den Belagerten durch einen Zufallstreffer, Herzog Heinrich I. mit einer Kanonenkugel zu töten. Das führungslos gewordene Heer unterließ daraufhin den Sturmangriff und zog sich aus Ostfriesland zurück.

Im Heimatmuseum Leer sind einige Gegenstände aus der Zeit der Festung ausgestellt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Geschirr aus dem Alltagsleben (Abb. 2). Es finden sich aber auch einige Munitionsfunde wie Kanonen- und Musketenkugeln aus der Zeit der Belagerung der Festung.

 

Zur Festung gelangt man über die B 436 (Emsstraße) und die Straße „An der Seeschleuse“.

 

 

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