
Von den Großsteingräbern in der heutigen Ortschaft Tannenhausen bei Aurich sind nur noch drei Steine erhalten, die im Volksmund als „Botter, Brod und Kees“ (Butter, Brot und Käse) bezeichnet werden (Abb. 1).
Die einstige Grabanlage ist in der Trichterbecherkultur entstanden, einer frühen Bauernkultur, die etwa 4.000 vor Christus begann. Ihren Namen hat die Trichterbecherkultur von der charakteristischen Form der damals gebräuchlichen Keramikgefäße mit kugeligem Bauch und trichterförmigem Rand. Neben Bechern wurden auch Schalen, Eimer und Flaschen hergestellt. Sie offenbaren beim näheren Hinsehen die hohe Töpferkunst der steinzeitlichen Handwerker. Die Gefäße sind sehr ebenmäßig und dünnwandig, obwohl sie noch nicht auf der Scheibe gedreht, sondern mit der Hand geformt wurden.

Neben der Keramik hinterließen die Menschen der Trichterbecherkultur in Nordwesteuropa auch imposante Großsteingräber wie das in Tannenhausen, die auch Megalithgräber oder Hünengräber genannt werden. Es handelt sich jedoch nicht – wie diese volkstümliche Bezeichnung vermuten lässt – um Einzelgräber für „Riesen“, sondern um Gemeinschaftsgrablegen, in denen viele Menschen bestattet wurden. Soweit heute bekannt ist, haben die Menschen aus den steinzeitlichen Dörfern ihre verstorbenen Verwandten über viele Generationen in solchen Totenhäusern bestattet. Für ihre Reise ins Jenseits bekamen sie Beigaben, zum Beispiel Speisen in Tongefäßen, Werkzeuge oder Jagdwaffen mit in ihr Grab. Bei Ausgrabungen wurden auch hier viele gefunden.
Gegenüberstehende Trägersteine und darauf liegende Decksteine bildeten die Gräber. In Tannenhausen standen zwei Grabkammern unmittelbar nebeneinander. Im rückwärtigen Bereich der Anlage ist die originale Situation mit den drei noch erhaltenen Steinen zu sehen (Abb. 2). Eine in Zusammenarbeit der Ostfriesischen Landschaft mit der Stadt Aurich entstandene Rekonstruktion der östlichen der beiden Grabkammern ist im vorderen Bereich zu besichtigen. Ein stilisierter Eingang erlaubt einen Blick in das Grabinnere. Durch senkrecht stehende Holzpfosten wird der frühere Zugang dorthin dargestellt. Zwar stehen die großen Steine an den originalen Standorten, aber es handelt sich nicht um die Originalsteine. Im Laufe der Zeit sind die alten Steine verschwunden. Weil sie wertvolles Baumaterial waren, wurden sie zum Beispiel für den Straßenbau oder für Bauwerke wie die Granitquaderkirche in Middels verwendet.
Im Historischen Museum Aurich sind eine Auswahl von Funden sowie ein Modell der Grabanlage zu besichtigen.
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