Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler das Kloster Barthe vor.

Östlich von Hesel, im heutigen Forst, bestand vom späten 12. bis zum frühen 16. Jahrhundert das kleine Kloster Barthe, ein Frauenkloster vom Orden der Prämonstratenserinnen. Es war die erste Niederlassung dieses Ordens in Ostfriesland. Allerdings wurde es vom gleichen Schicksal ereilt wie alle anderen ostfriesischen Klöster: Die Gebäude wurden im Laufe der Zeit restlos abgetragen, lediglich die Kenntnis über den ungefähren Standort des Klosters und sein Name überstanden die Jahrhunderte.
Über die Größe und Ausdehnung des Klosters war lange Zeit wenig bekannt. Erst die archäologischen Ausgrabungen der Jahre 1988 bis 1992 haben genauere Kenntnisse über die Klosteranlage ergeben. Die Umrisse der Klostergebäude sind heute durch Hecken dargestellt, die entlang der alten Fundamente angepflanzt worden sind. Neben dem Kloster Ihlow ist Barthe das am gründlichsten erforschte ostfriesische Kloster. Barthe war wohl von Beginn an ein Frauenkloster. In der ersten Bebauungsphase bestanden die Gebäude noch aus Holz; erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Bau von backsteinernen Gebäuden begonnen. Nach der Reformation gelangte das Kloster in den Besitz des ostfriesischen Grafenhauses und wurde in der Folge allmählich aufgelöst. Anschließend dienten die Klostergebäude den Mitgliedern des Grafenhauses als Jagdhaus. Ab 1604 wurde das Klostergut dann verpachtet. Wann die einzelnen Klausurgebäude abgerissen wurden, ist nicht bekannt. Nur von der Kirche weiß man, dass sie im Jahr 1631 abgerissen wurde.
Das Kernstück einer jeden Klosteranlage ist die Ost-West ausgerichtete Kirche. In Barthe war sie etwa 21 x 7 m groß und ist zunächst nach einem Brand provisorisch instandgesetzt worden, bevor sie in der Mitte des 13. Jahrhunderts zu einer Backsteinkirche umgebaut wurde. Nördlich der Kirche befanden sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Klosters, die zusammengefasst als Klausur bezeichnet werden. In ihrerm Zentrum liegt der Kreuzgang, der die einzelnen Klostergebäude, den Schlafsaal (Dormitorium), den Speisesaal (Refektorium) und den Versammlungssaal (Kapitelsaal), miteinander verbindet. Bei den Ausgrabungen wurde in der Sakristei auf dem Grund einer Grube ein mit einem Wollfaden zugebundenes Tuch mit metallenen Objekten entdeckt. Bei der Restaurierung zeigte sich, dass es mehr als 60 silbervergoldete Schmuckstücke aus dem 14. Jahrhundert waren (Abb. 1). Es handelte sich um Bestandteile des ehemaligen Kirchen- und Gewandschmucks. Augenscheinlich wurden sie während der Plünderung des Klosters im Jahre 1529 in aller Eile im damaligen Keller vergraben.

Sowohl das hügelige Gelände als auch der heutige Wald sind die Folge einer Form des Ackerbaus, die ab dem hohen Mittelalter in Ostfriesland betrieben wurde. Bei der Plaggenwirtschaft wurden Soden aus den Heidefeldern gestochen und als Einstreu in den Viehställen benutzt. Danach wurden sie als Dünger auf die Felder ausgebracht. Als Folge dieses Raubbaus an den Heideflächen kam es in der Neuzeit zu großflächiger Bodenerosion mit einhergehenden Sandverwehungen. Die ausgeprägte Dünenlandschaft im Heseler Wald ist also ein deutliches Zeugnis dieses Eingriffs des Menschen in die Natur.
In der Villa Popken in Hesel ist in der archäologischen Ausstellung eine kleine Auswahl der Funde aus den Grabungen zu sehen (Abb. 2).
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