
Das Wochenende naht und Sie haben noch keine Idee, was Sie unternehmen könnten? Dann gehen Sie doch mal ein Denkmal besuchen. Auf einer der Stationen der Videoreihe „Denkmale besuchen“ stellt Dr. Jan F. Kegler die Klosterstätte Ihlow vor.
Im Ihlower Forst, einem etwa 350 Hektar großen Mischwald, liegt die Klosterwüstung Ihlow. Der ursprüngliche Name „Y-la“ bzw. „Y-le“ oder „Y-lo“ wurde früher meist mit Eibenwald übersetzt. Der Historiker Hajo van Lengen hielt aber die Deutung als „Il-a“ für wahrscheinlicher, was so viel wie sumpfige Niederung bedeutet und schlicht die ursprüngliche Umgebung des Klosters beschreibt. Vermutlich 1228 gründeten hier Mönche aus dem Kloster Meerhusen in der Nähe des heutigen Ortes Tannenhausen auf einer Geestinsel ein neues Kloster mit dem Namen „Schola Dei“, Schule Gottes. Die Mönche gehörten dem Orden der Zisterzienser an, die nach der alten benediktinischen Regel „ora et labora“, „bete und arbeite“, lebten. Dafür suchten sie die Abgeschiedenheit.
Heute steht hier eine große Rekonstruktion aus Stahl. Sie gibt die Größe und die Umrisse der ehemaligen Klosterkirche wieder. Das Kloster war mit Sicherheit das größte und wohl auch wirtschaftlich und politisch einflussreichste mittelalterliche Kloster Ostfrieslands.
Bereits seit 1973 hat die Ostfriesische Landschaft hier Ausgrabungen durchgeführt, um den Standort der Kirche und der Klausurgebäude zu finden und in ihren Abmessungen festzulegen. Es folgte über viele Jahre eine systematische archäologische Erforschung. In zahlreichen Kampagnen ist es damit zunächst gelungen, anhand von Fundamentresten den Grundriss der Kirche aufzuspüren, die im Mittelalter wohl das größte Gotteshaus zwischen Bremen und Groningen gewesen ist.
Zunächst muss hier zur Zeit der urkundlichen erwähnten Gründung des Klosters 1228 ein anderer Bau errichtet worden sein. Wie die ersten Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die sogenannte Klausur, wird er aus Holz bestanden haben. Auch ein älterer Friedhof wurde hier angelegt. Der spätere imposante Backsteinbau wurde über dem alten Friedhof errichtet. Es entstand eine dreischiffige Basilika aus Backsteinen der großen sogenannten „Klosterformate“. Sie hatte eine Länge von etwa 66 m, eine Breite von circa 24 m und ein imposantes Querhaus von gut 34 m Länge und 26 m Breite. Südlich schloss sich die Klausur an, also die Gebäude, in denen die Mönche lebten und arbeiteten.

Noch heute bildet die freie Fläche im Wald den inneren Klosterbezirk, die Immunität, ab. Diese die Rekonstruktion der Kirche umgebende Lichtung ist etwa acht Hektar groß. Sie war von Wällen und Gräben geschützt und hatte Zugänge über spezielle Wegeführungen, während ausgedehntes Wirtschaftsland den Komplex umgab. Davon zeugen heute noch die Fischteiche wie auch Systeme von gewölbten Äckern.
Auch über die Nutzung in nachreformatorischer Zeit liegen Informationen vor. Im Zuge der Säkularisierung wurde 1529 zunächst die Kirche durch die Grafen Enno II und seinen Bruder Johann zerstört. Dazu wurden die gewaltigen Fundamente der Mauern und Pfeiler untergraben, um das Bauwerk nach Norden hin einstürzen zu lassen. Im Süden blieben Teile der Klausur, vor allem wohl der Westflügel, erhalten und wurden weiter genutzt. Fortan diente der Komplex als Sommerresidenz der ostfriesischen Grafen und späteren Fürsten. Im Jahre 1612 ließ Enno III hier ein Jagdschloss errichten, dessen Grundfläche aufgrund von Ausgrabungen mit 13 x 10 Metern angegeben werden kann. Auf seinen ehemaligen Standort nimmt die Lindenallee Bezug.
Unter dem Kirchenmodell liegt ein Ausstellungsraum, der „Raum der Stille“. Hier sind die freigelegten Fundamente des Chorraumes zu sehen, aber auch in Backstein gefasste Gräber und eine Auswahl von Funden aus den Ausgrabungen.
An der Kirchdorfer Straße in Ludwigsdorf liegt gegenüber der Einmündung in den Münkeweg ein Parkplatz. Von hier aus sind es etwa 650 Meter zur Klosterwüstung.
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