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Aurich-Sandhorst

Archäologie im Quadratkilometer
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Abb. 1: Zur Begutachtung, ob Befunde im Boden vorhanden sind, wird mit einem Bagger der Oberboden abgenommen. Darunter wird dann entweder das nicht menschlich veränderte anstehende Material sichtbar oder dunkle Verfärbungen im umgebenden Boden, die Befunde. (Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)
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Abb. 2: Die Untersuchungen fanden rund um das Jahr statt. Ein Ausgrabungsquadrant mit Befunden, umgeben von Schnee.(Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)

Das Projekt „Aurich-Sandhorst“ ist kein Forschungsprojekt im eigentlichen Sinne. Vielmehr steht es beispielhaft für den möglichen Erkenntnisgewinn, der sich bei großflächigen Rettungsgrabungen im Rahmen der Bauleitplanung bietet (Abb. 1). Im Jahr 2008 begannen die Planungen für ein neues Industriegebiet auf einer außergewöhnlich großen, zusammenhängenden Fläche im Auricher Stadtteil Sandhorst. Daraufhin folgte im Jahr 2009 eine Analyse der bis dato bekannten archäologischen Fundstellen und eine Bewertung des Untergrundes sowie der Topografie in Hinblick auf das archäologische Potential. Diese ergaben, dass bisher erst eine Fundstelle bekannt war, aber mit zahlreichen weiteren Fundstellen zu rechnen war und flächendeckende Voruntersuchungen mit daraus resultierenden Ausgrabungen notwendig würden. Zwischen 2009 und 2012 fanden dann diese archäologischen Untersuchungen in der Abfolge Prospektion, Ausgrabung und Archivierung statt (Abb. 2).

Mit einer Ausdehnung von ca. 1 x 1 km Größe ist die archäologisch untersuchte Fläche von Aurich-Sandhorst das größte zusammenhängend untersuchte Areal in Ostfriesland (Abb. 3). Dies bedeutet nicht nur viel Handarbeit und Logistik, sondern auch viele Erkenntnisse über die Lebensumstände der hier im Laufe der Jahrtausende lebenden Menschen.

In der Bodendenkmalpflege sind die Arbeitsflächen zumeist recht klein: Die Untersuchungen beschränken sich jeweils auf ein Baugrundstück oder ein Neubaugebiet etc. Bei den kleinflächigen Untersuchungen enthält der Ausgrabungsplan daraus resultierend z. B. ein halbes Haus oder wenige Gräber. Die zweite Hälfte des Hauses oder Erkenntnisse zu den benachbarten Strukturen erhält der Archäologe, wenn überhaupt, erst Jahre oder Jahrzehnte später. Die große zusammenhängende Fläche hingegen erlaubt Aussagen zu benachbarten Fundstellen, aber auch zu Bereichen, in denen keine menschliche Aktivität nachweisbar ist.

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Abb. 3: Die Verteilung der 120 ha untersuchtes Areal und der 18 ha Ausgrabungsflächen. Kartiert sind grau hinterlegt die untersuchten Flächen, gelb hinterlegt die Ausgrabungsflächen. (Grafik: G. Kronsweide, I. Reese, S. König, Ostfriesische Landschaft)

In Sandhorst waren über einen Zeitraum von vier Jahren über 50 Personen tätig. Für eine Ausgrabung benötigt man nicht nur Archäologen, eine Vielzahl von Berufen und Tätigkeiten ist notwendig: Vermesser, Tiefbauer, Baggerfahrer, Kampfmittelräumer, Grabungstechniker, Grabungshelfer, Zeichner, Restauratoren, Botaniker, Zoologen, Physiker für 14C-Untersuchungen, Chemiker für Phosphatanalysen usw.

 

Jungpaläolithikum/Jüngere Altsteinzeit 40.000 – 10.000 v. Chr.

Hamburger Kultur 13.500 – 11.500 v. Chr.

 

Die Stecknadel im Heuhaufen

Einige Epochen haben so verschwindend geringe Spuren hinterlassen, dass sie mit Standardverfahren kaum zu finden sind. Bei manchen herausragenden Entdeckungen spielt daher der Zufall eine wichtige Rolle. So auch beim ersten Nachweis einer Fundstelle der spät-altsteinzeitlichen Hamburger Kultur (ca. zwischen 13500 und 11500 v. Chr.) in Ostfriesland überhaupt.

Im Bereich der Fundstelle an der B210 wurden die Strukturen einer eisenzeitlichen Siedlung routinemäßig freigelegt und systematisch ausgegraben. Bei der Anlage von Profilen durch die Pfostengruben eines Speichers wurden von den Mitarbeitern auch einige Feuersteinabschläge eingesammelt. Flintobjekte sind an sich nicht ungewöhnlich, da Feuerstein in den Grundmoränenzügen seit der vorletzten Eiszeit (Saale-Kaltzeit 235000 bis 125000 vor heute) in Ostfriesland verfügbar ist. Erst bei der Reinigung des keramischen Fundmaterials der Eisenzeit wurde erkannt, dass sich unter den Feuersteinartefakten eine geknickte Rückenspitze jungpaläolithischer Machart befand (Abb. 4). Bei der anschließenden genauen Durchsicht der Funde wurden noch ein weiteres Werkzeug, ein Klingenkratzer sowie einige Abschläge gefunden.

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Abb. 4: Eine geknickte Rückenspitze der Hamburger Kultur liegt zwischen den keramischen Funden der eisenzeitlichen Siedlung auf dem Trockensieb. Dieses Fundstück brachte die Archäologen erst auf die Spur der paläolithischen Fundstelle. (Foto: J. F. Kegler, Ostfriesische Landschaft)

Ausnahmsweise: Grabungsteam mit Pinsel und Stuckateureisen

Paläolithische und mesolithische Funde sind in Ostfriesland sehr selten und sie erfordern eine spezielle Ausgrabungsart, daher wurde die Grabungsmethode sofort umgestellt. In Gegensatz zu den anderen Flächen, wo zwar mit der Kelle gearbeitet wurde, aber durchaus auch Schaufel und Spaten oder sogar ein Bagger zum Einsatz kamen, war hier höchste Feinarbeit gefordert. Dabei wurde in einem Raster von 1 x 1 m großen Feldern das Bodenmaterial Schicht für Schicht mit einer Kelle abgezogen. Wurde ein Flintobjekt entdeckt, erfolgte in allen drei Dimensionen in dem Meterquadrat eine Einmessung. Jedes Fundobjekt bekam so Koordinaten und eine eigene Fundnummer. Es lässt sich damit dreidimensional zu allen weiteren Fundobjekten in Bezug setzen und auswerten. Entsprechend der für paläolithische Fundstellen angewandten Ausgrabungstechnik wurden auch alle abgenommenen Sedimente noch auf der Ausgrabung durch ein feines Sieb ausgeschlämmt (Abb. 5). Das so bearbeitete Areal dehnte sich über eine Fläche von 17 auf 20 m aus.

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Abb. 5: Das abgenommene Bodenmaterial aus den Viertelquadratmetern wird in Säcken verpackt für das Schlämmen vorbereitet. Bei jedem Beutel ist verzeichnet, woher er kommt, damit die darin gefundenen z. T. winzigen Flintstücke dem Feld wieder zugeordnet werden können. (Foto: J. F. Kegler, Ostfriesische Landschaft)

Das Artefaktspektrum der Fundstelle besteht zu über 70% aus Absplissen, das heißt winzigen Flintsplittern, die kleiner als 1 cm sind. Dazu kommen etwa 400 Abschläge, größere Stücke, die vom Kern abgetrennt wurden. Immerhin fanden sich 30 Gerätevorstufen in Form von Klingen und Lamellen, wenige zentrale Reste der Feuersteinstücke (Kerne) sowie acht weitere Werkzeuge (Abb. 6). Damit liegen Nachweise für alle Arbeitsschritte vom Rohmaterial bis zum Werkzeug vor. Der nur wenige Typen umfassende Werkzeugsatz entspricht dem einer späteiszeitlichen Fundstelle. Das gesamte Formengut wie Rückenspitzen, Rückenmesser, Kratzer, Bohrer und Stichel sowie wenige Formen mit Retuschen ist in Sandhorst vertreten.

Frühester Nachweis von Menschen in Ostfriesland

Nach den vorliegenden Artefaktformen datiert die Fundstelle in das späte Jungpaläolithikum und damit an das Ende der letzten Eiszeit, der Weichsel-Kaltzeit (113000 bis 9700 v. Chr.). Die Fundstelle liegt in der nordwesteuropäischen Tiefebene zwischen den bekannten Verbreitungsgebieten der Hamburger Kultur und der etwas jüngeren Havelte-Gruppe.

Was geschah?

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Abb. 6. : Die in Sandhorst gefundenen Werkzeuge der späteiszeitlichen Jäger: Stichel an Endretusche, Endretusche, Klingenkratzer, Bohrer, Kerbspitze, zwei geknickte Rückenspitzen und ein Klingenkratzer (Analyse: J. F. Kegler, Ostfriesische Landschaft; Foto: Christina Kohnen © Ostfriesische Landschaft).

Das Szenario in Sandhorst lässt sich wie folgt beschreiben: Mehrere Jäger sitzen nach der Jagd um eine Feuerstelle. Sie sind dabei, ihre Waffen für die nächste Jagd herzurichten. Dies zeigt besonders eine Geschossspitze, eine sogenannte Kerbspitze, die Aussplitterungen aufweist, wie sie beim Aufprall auf einen festeren Gegenstand entstehen. Es liegt nahe, dass sie bei der Jagd beschädigt wurde. Nun wurde sie, da sie unbrauchbar war, am Lagerplatz gegen eine neue Geschossspitze getauscht und liegen gelassen. Um noch weitere Werkzeuge oder Jagdwaffen herzustellen, wurden Feuersteine geschlagen und sorgsam ausgearbeitet, also retuschiert. Dabei fielen kleine Flintabsplisse zu Boden, die bei der Ausgrabung als viele kleine Objekte dokumentiert wurden. Auch die weggeworfenen Geräte liegen in der Nähe der Feuerstelle, dies sind ein Bohrer, ein Kratzer, ein Stichel und etwa ein halbes Dutzend Rückenmesser. Weiter entfernt vom Feuer, in einem Abstand von 4 bis 9 Metern finden sich dagegen die größeren weggeworfenen Objekte, wie beispielsweise die Kerne.

Die Fundstelle ist eine 14000 Jahre alte Momentaufnahme. Die Jäger haben nur kurze Zeit hier verweilt. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit wurde der Rastplatz nicht bald darauf verweht, fortgeschwemmt oder sonst auf irgendeine Art zerstört. Darüber hinaus ist er über 14000 Jahre nicht durch Anlage von Gräben, Ackerbau oder andere Baumaßnahmen zerstört worden. Und letztlich wurde die Stecknadel im Heuhaufen gefunden: In einer Untersuchungsfläche von ca. 1 km² wurden die entscheidenden Flintartefakte erkannt.

 

Neolithikum/Jungsteinzeit 4900 – 1900 v. Chr.

Einzelgrabkultur 2800 – 2450 v. Chr.

 

Ein Dach über dem Kopf

Aus der Jungsteinzeit sind sowohl Bestattungen als auch Häuser ausgegraben worden. Die Fundstelle an der Dornumer Straße mit den Gräbern der Einzelgrabkultur, steinzeitlichen Häusern und eisenzeitlichen Siedlungsteilen war die einzige, die bereits vor den großflächigen Untersuchungen von 2009 bis 2012 bekannt war. Im Sommer 1995 traten dort auf einer Anhöhe bei der Besichtigung eines Bauplatzes Verfärbungen und Gefäßfragmente zutage, die auf eine Siedlung der frühen Eisenzeit am Rande eines Nebenlaufs der Sandhorster Ehe hinwiesen. Weitere Baumaßnahmen machten 1998 eine Fortsetzung der Ausgrabungen notwendig. Diese erbrachte nun nicht wie erwartet weitere Strukturen aus der Eisenzeit, sondern Befunde aus der Steinzeit.

Kennzeichnend für den Beginn der Jungsteinzeit ist der Wechsel von der wildbeuterischen zur sesshaften Lebensweise. Daraus ergaben sich neue Sicherheiten, aber auch neue Herausforderungen. Die neuen Lebensgrundlagen waren der Ackerbau und die Viehzucht, die Jagd trat in den Hintergrund. Dies machte das Herrichten von Weide und Ackerflächen ebenso notwendig wie den Bau von Häusern. Zahlreiche Bäume müssen dafür gefällt worden sein. Damit dürfte sich das Landschaftsbild um Sandhorst maßgeblich verändert haben. Die vorgestellte Fundstelle umfasst die ältesten überlieferten Häuser des Gebietes um das heutige Sandhorst. Die Siedlungsspuren befinden sich an einem Südwesthang einer sandigen Anhöhe am Rande der Niederung der Tannenhausener Ehe. Die exakte Form der Häuser ist nur sehr schwer zu erkennen. Es wurden zwei Pfostenreihen freigelegt, die hauptsächlich in West-Ost-Richtung verliefen. Neben den zweischiffigen Häusern gab es noch drei Grabgruben der Einzelgrabkultur.

Drei Gräber – drei Beigaben

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Abb. 7: Eine Flintklinge als Beigabe in einem der drei Gräber der Einzelgrabkultur. (Länge der Klinge 10,1 cm) (Foto: S. König, Ostfriesische Landschaft)
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Abb. 8: Ein Becher und ein Steinbeil als Beigaben in einem der drei Gräber der Einzelgrabkultur (Höhe Becher: 12,3 cm, Länge Beil: 12.5 cm). (Foto: S. König, Ostfriesische Landschaft)

Die drei Gräber der Einzelgrabkultur gehören in den letzten Abschnitt der Jungsteinzeit. Die Epoche trägt ihren Namen nicht von ungefähr, denn er weist auf den entscheidenden Unterschied zur vorhergehenden Kultur hin. Kennzeichnend für diese Epoche ist die Körperbestattung in einzelnen Gräbern. Insgesamt können in Sandhorst drei Grabgruben der Einzelgrabkultur zugeordnet werden, also, also nicht verbrannten Toten in einzelnen sogenannten Körpergräbern: „Einzelgrabkultur“. Die Grabgrubenreste in Sandhorst waren nur noch 5 bis 10 cm tief. Während ein Grab keine Beigaben enthielt, wurde der Person im zweiten Grab eine Flintklinge beigegeben (Abb. 7), jene im dritten Grab wurde mit einem Becher und einem Flint-Rechteckbeil bestattet (Abb. 8). In Sandhorst fanden sich keine Gräben um die Gräber herum. Solche Gräben, die ursprünglich um einen kleinen Hügel verliefen, waren aber durchaus üblich. Die Einzelgräber lagen zumeist in kleinen Gräberfeldern zusammen, in Leer-Westerhammrich bestand ein solches Gräberfeld sogar aus 17 Bestattungen. Die Beigaben der einzelnen Gräber sind dabei sehr unterschiedlich: Einige Gräber sind beigabenlos, andere erhalten eine oder mehrere Beigaben. Das können Streitäxte, Flintdolche, Flintklingen, verschiedene Steinbeile und Keramikgefäße in unterschiedlichen Kombinationen sein.

Bronzezeit 1900 – 750 v. Chr.

Ältere und Mittlere Bronzezeit 1900 – 1300 v. Chr.

 

Beiderseits der Handelsrouten – weit sichtbar im Land

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Abb. 9: Die Ausgrabungsfläche an der Dornumer Straße (Fundstellennummer 2410/9:32) mit den durch die Funde datierten Befunden (Bodenstrukturen) der älteren Bronzezeit und der späten Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit. (Grafik: H. Reimann, Ostfriesische Landschaft)

Aus der Bronzezeit wurden im gesamten untersuchten Areal lediglich drei Bestattungsplätze und ein einzelner Flintdolch gefunden. Die zugehörigen Siedlungen müssen sich in der Nähe befunden haben, jedoch liegen sie entweder außerhalb des untersuchten Areals oder die von ihnen zeugenden Befunde im Boden sind durch den Ackerbau der letzten Jahrtausende bereits völlig abgetragen.

Die Bestattungsplätze befinden sich zum einen an der Dornumer Straße und zum anderen südlich der Straße Osterbusch (Abb. 9). Ihre Lage heute wird somit durch die bestehenden Straßen geprägt. Doch bereits zur Zeit ihrer Errichtung war ein Kennzeichen der bronzezeitlichen Grabhügel, dass sie entlang wichtiger Wegetrassen und Handelsrouten und – wenn möglich – auf Geländekuppen errichtet wurden. Die Grabhügel sollten weit sichtbar sein und nicht nur dem Gedenken der Verstorbenen dienen, sondern auch Machtansprüche und Bedeutung der Bewohner der zugehörigen Siedlungen anzeigen.

Grabhügel mit Pfostenkreis – Grabhügel mit Graben

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Abb. 10: Der bronzezeitliche Grabhügel an der Dornumer Straße mit durch Fluchtstangen markierten Standorten der ehemaligen Pfosten um den Hügel (Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)

Von dem im Durchmesser 13,4 m großen Grabhügel an der Dornumer Straße sind nur noch die Standgruben von 38 Pfosten geblieben, die den Hügelfuß ursprünglich einfassten (Abb. 10). Der ehemals wohl über 2 m hohe Hügel wurde im Laufe der Jahrtausende durch die Beackerung völlig eingeebnet, auch die Bestattung wurde dabei zerstört. In dieser älteren Phase der Bronzezeit, der Hügelgräberkultur, bestattete man die Toten liegend und unverbrannt in einem Hügel. Aus einigen dieser Hügel sind die kompletten Bestattungen erhalten – leider (noch) nicht in Ostfriesland nachgewiesen. Häufig wurden die Toten wurde in ihrer Kleidung in einem ausgehöhlten Baumstamm bestattet. Von den beiden Grabhügeln am Osterbusch sind zwei geschlossene Gräben von 10 m Durchmesser erhalten, die jeweils um den Hügel verliefen. Der Hügel selbst und die Bestattungen waren auch hier nicht mehr vorhanden.

Harte Konkurrenz: Flintschläger gegen Bronzegießer

Aus den Grabhügeln wurde kein Fundmaterial geborgen, jedoch wurde bereits 1932 ein Flintdolch auf einem in der Nähe gelegenen Acker gefunden (Abb. 11). Dieser besteht, wie der Name bereits erkennen lässt, aus Flint, also Feuerstein. In der Bronzezeit wurden keinesfalls alle Gegenstände nun statt aus Stein aus Bronze gefertigt, vielmehr kam dieser neue Werkstoff allmählich hinzu und verdrängte erst nach und nach den Stein. Kennzeichnend ist aber, dass nun Schmuck und Kleidungsaccessoires ebenso wie Waffen bevorzugt aus Bronze hergestellt wurden. Alltagsobjekte hingegen, wie z. B. Flintsicheln für die Ernte, wurden zunächst beibehalten und bis an das Ende der Bronzezeit verwendet. Doch auch diese Gerätegruppe wurde nach und nach verstärkt durch bronzene Exemplare ersetzt, da sich Bronze als zweckmäßiger, repräsentativer und haltbarer erwies.

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Abb. 11: Ein in Sandhorst gefundener Flintdolch vom Anfang der Bronzezeit (Länge: cm). (Foto: S. König, Ostfriesische Landschaft)

Die Flintschläger der Bronzezeit zeigten all ihr Können. Sie fertigten in einem gewissen Zeitabschnitt weiterhin Dolche aus Flint, die die bronzenen Stücke nachahmten, sogar die Gussnaht wurde manchmal dargestellt. Die bronzenen Dolche wurden in mehrteiligen Formen gegossen, an deren Verbindungsstellen auf dem Gussstück metallene Grate zurückblieben. Diese sogenannten Nähte waren also ein „Markenzeichen“ für Metall und wurden daher von den Flintschlägern nachgeahmt. Die Feuersteindolche lassen sich hervorragend über ihre Form datieren. Der dänische Archäologe Ebbe Lomborg hat Typen und Datierungen zusammengestellt. Der in Sandhorst gefundene Flintdolch gehört zur Form Typ VI und damit an den Beginn der Bronzezeit. Sehr wahrscheinlich stammt er aus einer zerstörten Bestattung. Der Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit war ein deutlicher Wandel. Er erfolgte jedoch nicht schlagartig: Elemente wie die Flintdolche kommen am Ende der Steinzeit ebenso vor wie am Beginn der Bronzezeit. Die Flintschläger der Bronzezeit versuchten alles, um gegen die aufkommende Bronze zu bestehen, sogar Schwerter haben sie höchst meisterhaft geschlagen. Doch gegen die Bronze kamen sie letztlich nicht an.

 

Eisenzeit 750 v. Chr. – um 0

 

Wohnen und Begraben

Aus der Eisenzeit wurden in Sandhorst sowohl Bestattungen als auch Wohn und Nebengebäude gefunden. In einem Bereich fanden sich nur Siedlungsteile und in zwei Fällen sowohl Gebäude als auch Bestattungen miteinander in einem Areal, die jedoch nicht zeitgleich angelegt wurden.

Bestattet bei den Ahnen – der Trend beginnt in der Bronzezeit

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Abb. 12: An der Dornumer Straße befindet sich ein älterbronzezeitlicher Pfostenkreis, an dessen Fuß in der frühen Eisenzeit/späten Bronzezeit ganz bewusst zwei Personen in Kreisgräben (Befund Nr. 72 und Nr. 76) bestattet wurden. (Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)

Von der Bronzezeit bis in die Eisenzeit lässt sich die beständige Veränderung der Bestattungssitten weiterschreiben. Während im älteren Abschnitt der Bronzezeit (1900–1300 v. Chr.) die Körperbestattung in großen einzelnen Hügeln typisch war, wurde bereits in der jüngeren Hälfte der Bronzezeit (1300–750 v. Chr.) unter kleinen Hügeln mit einem Graben darum herum und als Brandbestattung begraben. Die Kombination dieser zeitlich aufeinander folgenden Bestattungssitten ist deutlich am Fundplatz an der Dornumer Straße zu sehen. Die beiden Kreisgrabenbestattungen wurden direkt neben dem damals noch großen und mächtigen älterbronzezeitlichen Hügel angelegt, also offensichtlich bewusst in unmittelbarer Nähe zu den Vorfahren (Abb. 12). Die beiden Kreisgräben weisen einen Durchmesser von 5,0 m und 4,2 m und eine Grabenbreite von 0,35 bis 0,5 m sowie 0,45 bis 0,7 m auf. Das erste Grab enthielt nahezu im Zentrum eine Urne, in der neben Leichenbrand eine Pinzette und Fragmente eines weiteren Gefäßes niedergelegt waren (Abb. 13). Die zweite Urnenbestattung an der Dornumer Straße enthielt keine Beigaben.

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Abb. 13: Bronzene Pinzette aus der Urnenbestattung Nr. 72 im Kreisgraben an der Dornumer Straße (a) mit einer Länge von ca. 5 cm und das Vergleichsstück aus Warringholz in Schleswig-Holstein (b)mit einer Länge von ca. 7,5 cm [Zeichnung Warringholz nach Menke 1972 (Manfred Menke, Die jüngere Bronzezeit in Holstein. Offa Bücher 25. (Neumünster 1972)]
Neue Moden

Während sowohl in der jüngeren Bronzezeit als auch in der beginnenden Eisenzeit zunächst noch ein räumlicher Bezug zu den Bestattungen der Vorfahren gesucht wurde, rückten die Urnenbestattungen in der Eisenzeit von den Gräbern der Bronzezeit mehr und mehr ab. An der B210 wurden zwei einzeln gelegene eisenzeitliche Kreisgrabenanlagen gefunden. Der Kreisgraben B210/Borsigstraße hat einen Durchmesser von 4 m und eine erhaltene Grabenbreite von 0,4 m. Die zentrale Bestattung war nicht mehr vorhanden, aber im Graben befanden sich Spuren eines Feuers und Keramikfragmente der Eisenzeit. Der Kreisgraben an der B210 hatte einen Durchmesser von ca. 6 m. Reste einer Bestattung konnten auch dort nicht mehr festgestellt werden. Bei beiden Gräbern ist aber von einer ursprünglichen Brandbestattung in einer Urne auszugehen. Beide Grabstellen befinden sich nahe bei eisenzeitlichen Gehöften, aber die Siedlungen bestanden wahrscheinlich nicht zeitgleich mit den Gräbern. Eine feinere Datierung innerhalb der fast 800 Jahre dauernden Eisenzeit muss noch erfolgen.

Urnengrab, Leichenbrand, Brandschüttung

In der Eisenzeit waren die Formen der Bestattungen recht vielfältig: Brandbestattungen in einer Urne unter einem kleinen Grabhügel mit Umfassungsgraben, Urne mit dem Leichenbrand mit einem weiteren Keramikgefäß abgedeckt, Urne mit dem Leichenbrand in einer Steinpackung, Urne ohne Steinschutz einfach im Boden, Leichenbrand in einem organischen Behälter, Leichenbrand über ein Gefäß in den Boden geschüttet, Leichenbrand ohne ein Gefäß in den Boden gegeben.

Auch von den neuen Varianten der Bestattungsformen wurden sechs in Sandhorst ausgegraben. Im Grabungsschnitt B210/Borsigstraße wurde ein 70 x 80 cm großes Brandschüttungsgrab gefunden. Der Leichenbrand wurde ohne ein keramisches Gefäß eventuell mit einem nicht mehr nachweisbaren organischen Behälter in den Boden gegeben. Die mit 7 cm nur noch sehr flach erhaltene Grabgrube enthielt Knochenbrand, Keramik der Eisenzeit, Holzkohle und Flintpartikel. Am Nordrand unter der Grabgrube befand sich eine Pfostengrube unbekannter Funktion, die augenscheinlich zum Grab gehört. Auf den Grabungsflächen am Osterbusch befanden sich fünf Brandgräber. Drei von ihnen waren Urnengräber, zwei waren Brandschüttungsgräber. Bei diesen findet man den Leichenbrand lose in einer Grube, auch hier ist nicht sicher, ob der Leichenbrand ursprünglich in ein heute vergangenes organisches Material gehüllt war. Die fünf Gräber verteilen sich über eine Fläche von knapp einem Hektar und liegen teilweise in unmittelbarer Nähe der eisenzeitlichen Häuser. Man darf daher davon ausgehen, dass die Gräber einer eigenständigen Nutzungsphase angehören, als das Gelände für einen gewissen Zeitraum nicht besiedelt war. Weiter ist anzunehmen, dass wir es mit einem ursprünglich sehr viel dichter belegten Gräberfeld zu tun haben, jedoch viele der teilweise nur wenige Zentimeter in den Sandboden eingetieften Brandschüttungen dem Pflug zum Opfer gefallen sind.

Haus – Speicher – Brunnen

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Abb. 14: Eisenzeitlicher Speicher mit nur zwei parallelen Pfostenreihen an der B210. (Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)
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Abb. 15: Eisenzeitlicher Brunnen mit einer Brunnenröhre aus senkrecht gestellten Birkenrundhölzern von sechs bis acht Zentimetern Durchmesser. (Foto: M. Müller, Ostfriesische Landschaft)

An der Dornumer Straße, am Osterbusch und an der B210 wurden drei eisenzeitliche Siedlungen ausgegraben. Die Siedlungen bestehen aus großen Wohngebäuden, Nebengebäuden, Speichern (Abb. 14) und Brunnen (Abb. 15). Nicht in allen Fällen waren die Pfostenspuren der Häuser so gut und komplett erhalten, dass die Konstruktion, Form und Größe aller Gebäude zu klären war. Die Häuser zeigen häufig eine Breite von 5 bis 6 m und eine Länge von 8 bis 15 m. Ein sehr gut erhaltenes Haus nördlich der B210 ist dreischiffig und zeigt eine Länge von 30 m und eine Breite von 9,5 m sowie einen leicht gerundeten Abschluss. Die innere/mittlere Pfostenreihe lag im Norden und Westen 1 m und im Süden und Osten 2 m von der äußeren Reihe entfernt. Im Westen befand sich ein Eingang bestehend aus drei Pfosten. Bei den Speichern überwiegen solche aus nur vier im Rechteck gesetzten Pfosten von 2,5 m Seitenlänge. Besonders wichtig für die Siedlungen war die Wasserversorgung, so wurden zahlreiche Brunnen der einzelnen Zeitphasen gefunden.

 

Mittelalter 600 – 1500 n. Chr.

Frühmittelalter 600 – 1500 n. Chr.

 

In einem kleinen Dorf

Im Frühmittelalter bestanden in Sandhorst verteilt über die gesamte Untersuchungsfläche Einzelgehöfte und Weiler (Abb. 16). Im Bereich Borsigstraße gab es einen Weiler aus drei nebeneinander liegenden, ähnlich strukturierten Gehöften. Jedes Gehöft bestand aus einem großen Haus, Nebengebäuden und einem Speicher (Rutenberg) im Westen des Hofes. Die Einzelgehöfte waren weitläufig über die Flächen am Osterbusch verteilt. Während in der Bronzezeit und der Eisenzeit auch andere Gebiete in Sandhorst zur Bebauung ausgewählt wurden, war im Mittelalter der zentrale Bereich am attraktivsten. Neben Wohngebäuden, Nebengebäuden und Speichern legte man Brunnen, Gräben und Wasserschöpfstellen an.

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Abb. 16: Verteilt über die Untersuchungsfläche fanden sich mehrere kleine Weiler im Areal. (Grafik: G. Kronsweide, Ostfriesische Landschaft)

Mit Speck fängt man Mäuse

Ein wichtiger Bestandteil der Siedlungen sind Speicher. Zu allen Zeiten der Sesshaftigkeit mussten Nahrungs- und Futtermittel in Speichern gelagert werden. Dabei handelt es sich oft um kleine Gebäude mit nur vier Pfosten und etwa 3 m Seitenlänge, wie sie z. B. auch in der Eisenzeit vorhanden waren. Daneben gab es größere rechteckige Speicher mit mehr Pfosten. Eine besondere Speicherform sind Rutenberge. Dabei sind fünf oder sechs Pfosten im Kreis gesetzt und mit einem Dach versehen, das sich durch Absenken und Anheben dem Füllstand des Speichers anpassen ließ. Das Speichergut ließ sich so optimal vor Regen schützen. Um die Speicher herum verlief oft ein Kreisgraben. Der Graben sollte das Speichergut vor Mäusefraß schützen. Dazu waren in Abständen Gefäße in den Graben eingelassen, in die die Mäuse fielen und so gefangen wurden.

Der neueste Keramiktrend: Kugeltöpfe mit Muschelgrus und Schwalbennesthenkel

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Abb. 17: Schwalbennesthenkel an den Kugeltöpfen schützten eine organische Aufhängung vor den Flammen des Herdfeuers. Die Aufhängung konnte durch die Ösen in der Gefäßwand gezogen werden. Die Schutzkappen können nur wenige Zentimeter klein, ca. 8 cm breit und 5 cm hoch, oder riesig, ca. 14 cm breit und 13 cm hoch sein. Bei dem abgebildeten Stück sind sie 14 cm breit. Der Topf ist aus muschelgrusgemagerter Keramik gefertigt. Da die Muscheln durch die Bodensäure aufgelöst sind, ist die Oberfläche löchrig, dies war sie zu Nutzungszeiten nicht. (Foto: S. König, Ostfriesische Landschaft)

Im Frühmittelalter bestand das Gefäßspektrum aus nur wenigen Formen: Dominierend war der Kugeltopf. Dazu kamen vereinzelt Kugelkannen, Tüllenschalen mit Griff und Kugeltöpfe mit Schwalbennesthenkeln (Abb. 17). Eine Besonderheit der Zeit ist die Magerung der Keramik. Eine Magerung des Tons ist notwendig, da sonst die Gefäße im Brand reißen würden. In verschiedenen Epochen wurde unterschiedliches Magerungsmaterial benutzt: Kennzeichnend für das Frühmittelalter ist Muschelgrus. Klein zerbrochene Muschelschalen sind an der Küste in großen Mengen zu bekommen, umso erstaunlicher ist es, dass nur im Frühmittelalter bei der Keramikherstellung davon Gebrauch gemacht wurde.

Shoppen in der Eifel und im Rheinland

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Abb. 18: Ein Sodenbrunnen während der Ausgrabung im Profil. Unter den Brunnen wurde zumeist ein Schling aus Holz gelegt, gern aus alten Bauteilen oder Geräten, um den Brunnen zu stabilisieren. (Foto: T. Evers, Ostfriesische Landschaft)

Auch im Frühmittelalter zeigt sich, dass Ostfriesland zu keiner Zeit von der Welt abgeschnitten war. Importierte Keramik, vor allem aus dem Rheinland, tritt in fast allen frühmittelalterlichen Siedlungen auf. Hervorzuheben ist die Pingsdorfer Keramik, die durch ihre helle Färbung und die braunviolette Bemalung ins Auge fällt. Auch zeigt diese Keramik andere Formen, so werden oft Tüllenkannen mit Wellenboden gefunden. Bei den importierten Gefäßen ist nicht klar, ob sie als solche eingekauft wurden oder ob sie als Verpackung für z. B. Wein dienten und dann natürlich im Haushalt weiter benutzt wurden. Vermutlich trifft beides zu. Das zweite zahlreich vertretene Importgut sind Mahlsteine aus der Eifel. Die Mahlsteine für die Handmühlen wurden bevorzugt aus diesem Material benutzt, da Gesteinsabrieb dabei recht gering war, denn viel Gesteinsmehl war nicht gut für die Zähne.

Archäologen wollen kein Gold, Archäologen wollen Holz

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Abb. 19: Aus einer einzeln gelegenen Wasserschöpfstelle wurde eine aus Erlenholz gedrechselten Käsesieb geborgen. Durch 14C-Analyse kann das Stück in die Zeit um 565±21 n. Chr. datiert werden. (Foto: G. Kronsweide, Ostfriesische Landschaft)

Die oft von Passanten gestellte Frage, ob denn schon Gold gefunden wurde, zeigt, dass von Außenstehenden vor allem der materielle Wert der bei den Ausgrabungen geborgenen Objekte als erstrebenswert angesehen wird. Natürlich sind Objekte aus Gold hübsch, meist gut erhalten und auch wertvoll, doch freut sich der Archäologe über andere Dinge zumeist viel mehr. Organische Stoffe wie z. B. Holz und Textilien haben einen sehr großen Teil des Alltagslebens unserer Vorfahren ausgemacht, doch sie haben selten die Zeiten überdauert. Während Keramikfragmente erhalten blieben, bewirkt das weitestgehende Fehlen organischer Gegenstände, dass ein großer Teil der Vergangenheit im Dunkeln bleibt. In Ostfriesland gibt es aufgrund des hohen Grundwasserstandes und überhaupt des Wasserreichtums einen entscheidenden Vorteil. Organisches Material, das durch Wasser permanent von der Luft abgeschlossen ist, verrottet nicht. Immer wieder, so auch in Sandhorst, bleiben daher beispielsweise in den Brunnengruben Hölzer erhalten, und mit Glück handelt es sich um mehr als um einfache Bauhölzer, sondern um wiederverwendete Geräte, Werkzeuge und andere Gegenstände (Abb. 18). Neben der Möglichkeit, die Hölzer und damit auch die Befunde dendrochronologisch oder über 14C Analyse zu datieren, erhalten wir einen kleinen Einblick in die Vielfalt des damaligen Alltagstags. Bei aller Faszination darf man nicht vergessen, dass die Stücke, einmal an der Luft, sofort konserviert werden müssen, da sie sonst zerfallen. In Sandhorst wurden 107 erhaltene Hölzer geborgen, darunter befanden sich drei Teile, die beim Ackerbau benötigt wurden. Aus einer frühmittelalterlichen Grube stammt ein Teil einer hölzernen Egge, aus zwei eisenzeitlichen Gruben stammen Teile von Pflügen, und aus einer Wasserschöpfstelle wurde ein Käsesieb des beginnenden Frühmittelalters geborgen (Abb. 20).

(Text: Sonja König)

 

Literatur:

Sonja König, , Thies Evers, Martin Müller, Das Siedlungsgebiet Sandhorst bei Aurich – Ergebnisse der archäologischen Untersuchung eines Gewerbegebietes von 1 km2 Größe. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 36, 2013, 183-189.

 

 

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    Asiatisches Auftragsporzellan in Ostfriesland

    In der Ostfriesischen Landschaft in Aurich wird ein Schrank aufbewahrt, welcher ein umfangreiches Porzellanservice beinhaltet. Dieses Service stammt aus einer asiatischen Manufaktur, weist jedoch europäische Formen und einheimische Wappen als Dekor auf. Es ist somit ein Auftragsporzellan, ein nach europäischen Gefäßmustern und Wappenvorlagen gefertigtes Service. Sowohl der Schrank als auch jedes einzelne Teil des Service […]

  • Koenig Dornum Abb Titel

    Die Gruft der Herrlichkeit Dornum in der St. Bartholomäuskirche

    Eine bisher viel zu wenig gewürdigte Besonderheit des ostfriesischen Küstenraumes sind die zum Teil erhaltenen „Grüfte der Herrlichkeiten“. In Dornum ist nicht nur die Gruft erhalten geblieben, es befanden sich darin auch noch einige Särge und zahlreiche Sargteile der Familie von Closter. Ob diesen Bestattungen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine ältere Tradition vorausgeht, […]

    Titel

    Memento mori

    Von September 2010 bis November 2014 wurden gemeinsam von der Ostfriesischen Landschaft in Aurich und der Rijksuniversiteit Groningen sowie dem Museumshuis Groningen zwei Projekte durchgeführt: „Memento Mori – Sterben und Begraben im Norden der Niederlande und Nordwestdeutschland“ und das Nachfolgeprojekt „Lebendiges Kulturerbe: Wissensvermittlung rund um Sterben und Begraben in den nördlichen Niederlanden und Nordwestdeutschland“. Beide […]

    Drohne fliegt über Ausgrabung

    Aus den Feuern der Synagoge

    Während der Novemberpogrome gegen die deutschen Juden vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Synagoge der jüdischen Gemeinde Leer an der Heisfelder Straße von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Es handelte sich um einen prächtigen Kuppelbau im maurischen Baustil, der im Jahre 1885 fertig gestellt worden war. In Stadtbeschreibungen wurde er als eines der […]