Im Band „Ihlow II“ werden die noch ausstehenden Ergebnisse der zwischen 2006 und 2008 erfolgten Untersuchungen am Zisterzienserkloster Ihlow, Ldkr. Aurich, vorgelegt. Bereits 2012 hat der Band 16 der „Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen“ topographische, siedlungsgenetische, historische und botanische Betrachtungen gebracht, die den Hauptteil, die Ergebnisse der Kirchengrabungen von Dr. Marion Brüggler flankierten. Zudem wurde der anthropologische Befund der Bestattungen in der Kirche vorgelegt.
Nachdem erste Ausgrabungen im Klausurbereich bereits unter der Leitung von Dr. Marion Brüggler begonnen hatten, setzte ihr Nachfolger als Grabungsleiter, Bernhard Thiemann, diese Untersuchungen zwischen 2006 und 2008 fort. Seine Auswertung dieser Untersuchungen mündeten in der Arbeit „Von der Abtei der Zisterzienser zum Adelssitz der Cirksena. Das ehemalige Kloster Ihlow. Archäologische Untersuchungen zur baulichen Entwicklung eines ostfriesischen Zentrums zwischen 1230 und 1744“, die er 2013 im Fachbereich der Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle als Dissertation vorgelegt hat.
In der Grabungskampagne zwischen 2005 und 2006 waren im Friedhofsbereich Überreste von 388 Individuen geborgen worden. Für ihre Auswertung konnte die Dipl.-Biol. Melanie Timmermann gewonnen werden. Sie legte ihre Ergebnisse 2009 unter dem Titel „Das Ihlower Zisterzienserkloster: Beten, Arbeiten und heilsames Leben im Mittelalter“ im Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie am Institut für Humanbiologie und Anthropologie der Freien Universität Berlin vor.
Beide Arbeiten waren bisher lediglich digital publiziert und wurden nun für den Druck optimiert und leicht überarbeitet.
Mit den beiden Bänden über das Kloster Ihlow sind nun vielfältige Fragestellungen in ihren Grundzügen beantwortet. Der Standort von Kirche sowie von West- und Ostflügel der Klausur konnte entdeckt und ihr Umfang ermittelt werden. Insbesondere durch dendrochronologische Untersuchungen ist nun bewiesen, dass zwischen dem Bau der ersten Holzkirche und dem Baubeginn der Backsteinbasilika 40 Jahre vergangen sind.
Auch das Ende der mächtigen Basilika führten die Grabungen eindrücklich vor Augen. Das systematische Vorgehen beim Abbruch im Jahr 1529 wurde bis in große Tiefen dokumentiert. Dabei erwies sich die Niederlegung der Kirche in Richtung Norden als geplant und zielgerichtet, um die Klausurgebäude, insbesondere den Westflügel, zu schonen und ihn für eigene, repräsentative Zwecke zu nutzen. Später manifestierte dann der Bau des Jagdschlosses in der Barockzeit die herrschaftlichen Ansprüche.
Die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen der Friedhofsbestattungen lassen darauf schließen, dass der Friedhofsbereich nicht nur den Mönchen, sondern auch den Konversen und Bediensteten des Klosters als Bestattungsplatz zur Verfügung stand. Sowohl das durchschnittliche Sterbealter als auch der Zustand von Zähnen und Knochen weisen auf gute Lebensbedingungen im Kloster hin.
Bibliographische Angaben:
Rolf Bärenfänger/Jan F. Kegler (Hrsg.), Ihlow II. Archäologische und anthropologische Forschungen zu einem ehemaligen Zisterzienserkloster in Ostfriesland. Mit Beiträgen von Bernhard Thiemann und Melanie Timmermann. Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 21 (Rahden/Westf. 2020).
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